Die Förderung für 2024 geht an Jake Ricker.
Jake Ricker ist ein Dokumentarfotograf mit Wurzeln in San Francisco, Kalifornien, USA.
Über die letzten 6 Jahren hat sich Jake Ricker der täglichen Dokumentation der Golden Gate Bridge verschrieben. Er ist seitdem jeden Tag auf der Brücke und hat mittlerweile 21.000km zu Fuß zurück gelegt, bei welchem Wetter auch immer. Ricker hat sich dabei bewusst von der konventionellen Architekturfotografie abgewandt, wie sie seit der Eröffnung der Brücke vor 85 Jahren gezeigt wurde. Nachdem er inzwischen über 3.500 Filmrollen belichtet hat, ist es jetzt sein Ziel, seinen eigenen unverfälschten Street-Fotografie-Stil vorzustellen, der es den Menschen ermöglichen soll, die Brücke aus einer völlig neuen Perspektive sehen zu können.
Die KORNER-Stiftung fördert sein Projekt, aus diesem Werk ein Buchprojekt zu beginnen.
Ricker möchte dieses zusammenhängende Werk, das die Vision eines Fotografen und die Essenz dieses Ortes widerspiegelt, gern zeitnah vorstellen. Während seiner täglichen Spaziergänge fotografiert er die täglichen Begebenheiten auf und unter der Brücke. Ihm fallen aber auch häufig Menschen auf, die allein und beunruhigt wirken. Indem er sich wie ein `durchschnittlicher Tourist` mit seiner Kamera unter die Leute mischt, gelingt es ihm, ehrliche, unbefangene Momente der Menschen zu sehen und zu dokumentieren. Häufig kommt es zu Situationen, in denen er Menschen begegnet, die Hilfe brauchen und die er Ihnen auch anbietet. Häufig genug sind die Situation so drastisch, dass er sie wieder `auf die andere Seite des Geländers` zurück holen muss.
Bis heute hat er über 90 Menschen vor dem Selbstmord bewahrt.
Vor vier Jahren trifft er dann die Entscheidung, seinen Job aufzugeben und seine ganze Zeit der Brücke zu widmen und dieses Projekt zu seinem Lebenmittelpunkt zu machen.
Im Laufe dieser ausgedehnten fotografischen Reise war es ihm möglich, die `Feinheiten des Lebens und die menschliche Erfahrung` durch die Linse seiner Kamera akribisch zu dokumentieren. Er bleibt dabei der analogen Fotografie treu.
Jake Ricker möchte mit der Förderung auch die ausstehende Entwicklung von 1800 Filmrollen angehen, die sich seit 2021 angesammelt haben. Auch hier wird sich eine reichhaltige Mischung aus bedeutsamen Momenten, starken Emotionen und Geschichten finden, die darauf warten, sichtbar zu werden. Diesen ungesehenen Bildern Leben einzuhauchen, auf eine Weise, die die rohe und ungefilterte Realität seiner Motive bewahren, ist die nächste Phase seines Projekts.
Das Buchprojekt soll für Ricker der Höhepunkt seiner sechsjährigen Arbeit sein.
21.000km – sechs Jahre – jeden Tag – ohne Pause.
Die Hingabe, die er für diese Arbeit aufgebracht hat, berührt den Betrachter. Und sie ist in dieser Form in der modernen Zeit sehr selten geworden.
Die fotografische Qualität dabei, die Vielfältigkeit und spontane Lebendigkeit, bei der zuweilen Brutalität mancher Situationen, ist fesselnd, inspirierend und von hoher Qualität.
Dieses Unterfangen ist für Jake Ricker auch seine persönliche Verpflichtung, neben seinem künstlerischen Streben, auch die Schönheit, Komplexität und historische Bedeutung der menschlichen Erfahrung zu teilen und festzuhalten – und das an diesem speziellen Ort.
Wir freuen uns, seine Arbeit unterstützen zu können!